Brockenblick vom Torfhäuser Moor

1) Der Brocken

1.1) Faktisches

Beginnen wir mit den Fakten und kommen dann zur offensichtlichen Schönheit.

Der Brocken ist die höchste Erhebung im Harz, quasi unser ganz privater Mount Everest, nur mit weniger Prominenten und auch öfter mal schneefrei.

Der Harz, das möchte dazu gesagt werden, ist das erste echte Mittelgebirge, von der Nordseeküste aus gemessen. Das Prachtstück erhebt sich ganze 1141,2 Meter in den Himmel.

Falls sie schon einmal in Berlin waren und dort vor dem Fernsehturm standen, der mit 368 Metern das höchste Gebäude Deutschlands darstellt, und dachten, "Ohje, das ist mir zu hoch!", dann ist der Brocken vielleicht nicht so ganz ihr Fall. Aber der Vorteil auf dem Brocken ist, dass sie permanent festen Boden unter den Füßen haben werden. Und zwar besonders festen, den berüchtigten Brockengranit. Granit? Kommt sowas nicht meist aus Vulkanen? Genau! Auch hier in Deutschland brodelten einmal die Feuerberge, nur dass heute nicht mehr viel von ihnen übrig ist, außer die Granitköpfe wie der Brocken. Dank dieser feurigen Vergangenheit aber gibt es auf dem Brocken und in seiner Umgebung heute einige interessante Gesteinsarten und -formationen zu entdecken.

Auch was auf dem Granit so kreucht und fleucht kann sich sehen lassen und ist mitnichten das übliche. Durch seine in diesem Raum konkurrenzlose Höhe überragt der Brocken die Baumgrenze. Das bedeutet, obwohl seine Hänge und das Umland noch von dichten Nadelgehölzen überzogen ist, ist der Gipfel, bis auf einige windschiefe Zwergbäume fast kahl. Dadurch gedeien hier für die Harzregion einzigartige Kräuter und Gräser, die ansonsten frühestens in den Alpen zu finden wären. Genau diese Vielfalt kann im Brockengarten bewundert werden.
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Mystische Blick vom Brocken über das Land
Blick vom Knochenbrecher

Auch die Tierwelt kann sich sehen lassen, auch wenn sich solche Vertreter wie Wildkatze und Auerhuhn eher nicht gern sehen lassen. Der Luchs kann schon als alter Bekannter bezeichnet werden und der Rothirsch erst, der war nie weg.

Bedachte und ruhige Wanderer, die sich auch in der Dämmerung noch in Brockennähe aufhalten, können einige der 17 Fledermausarten sehen.

Die Ornithologen unter Ihnen werden auf ihre Kosten kommen. Mit Amsel, Buchfink, Grasmücke und Zaunkönig gibt es nicht nur was für die Ohren, Ringdrossel und Tannenhäher als Vertreter der Hochgebirgsarten, der sehr seltene Schwarzspecht und fünf weitere Spechtarten, Wanderfalke, Sperlings- und Raufußkauz, Schwarzstorch und  Wasseramsel geben reichlich Anlass zu Beobachtungen.

 

Wanderweg vom Hirschheiner Bhf zur Brockenstraße
Wanderweg entlang der Bahnlinie

1.2) Der Weg ist das Ziel

Wanderwege, ja natürlich! Das wichtigste können wir ja nicht vergessen. Es gibt an der Zahl drei, von dennen sie eher nicht zu sehr abweichen sollten. Abseits der Wege geht es nicht nur über Stock und Stein, sondern auch gerne einmal über Fels und Abgrund, oder auch durch Torf und Moor. Wenn sie also nicht ihre bessten Wanderschuhe im Schlamm lassen wollen, dann empfehlen wir ihnen einen der drei Hauptwege zu benutzen. Diese erstecken sich zum ersten von Schierke aus, ein zweiter von Ilsenburg und der dritte beginnt in Torfhaus.

 

Die Brockenbahn Höhe Goetheweg

1.2.1) Schierke

Wenn sie sich für den Schierke-Weg entscheiden sollten, dann sollten sie kräftige Beine und einen ordentlichen Schluck Puste mitbringen, denn dies ist zwar der kürzeste, aber zeitgleich auch steilste der drei Wege. Kurz klingt gut? Tja, die Steigung kann einem unerfahrenen Wanderer durchaus einmal Schwierigkeiten bereiten. Aber auch wenn sie nicht über ausreichend Puste verfügen sollten, kann der Schierkeweg ihre Wahl sein. Er ist der einzige der drei, der aus einer asphaltierten Straße besteht. Ihr Auto müssen sie aber trotzdem bitte unten lassen, schließlich ist es ein Naturpark. Dafür können sie sich in eine von vielen Kutschen setzten und gemütlich einem stattlichen Pferd die Kletterarbeit überlassen. Äpfel nicht vergessen, sonst ist das Pferd am Ende zickig und will sie nicht mehr wieder mit nach unten nehmen. Ausserdem kann man in Schierke auf die wohlbekannte Brockenbahn aufspringen. Eine kleine, traditionsbewusste Schmalspurbahn, die sie mit einer guten alten Dampflock in die windigen Höhen tragen wird. Tickets gibt es wahlweise nur in eine Richtung, oder etwas ermäßigt einmal Rauf und auch wieder Hinunter. Ganz nach ihrem Belieben. Ich würde empfehlen eine Strecke zu wandern und die andere zu fahren. So können sie sowohl die Romantik der Dampflock genießen als auch in Ruhe und Gelassenheit die Natur und Landschaft erleben.

Hochmoor an der Bahnlinie

1.2.2) Ilsenburg

Ein zweiter großer Weg führt von Ilsenburg aus. Dieser ist länger, als der von Schirke aus und auch nicht so stark ausgebaut, daher bleibt ihnen von hier aus nur die Kraft ihrer eigenen Füße, um den Gipfel zu erklimmen. Dafür ist die Steigung den Großteil der Strecke sehr überschaubar und auch ungeübte Wanderer finden reichlich Rastmöglichkeiten. Besonders ist zu Anfang der Weg entlang der Ilse, die sich hier in den Boden schneidet und so den Brockengranit am bessten sichtbar macht. Hier kann der besondere rote Ilsegranit gefunden werden, der auch dem Letzten beweisen sollte, dass Steine nicht immer nur langweilig und grau sein müssen. 1.2.3) Torfhaus - Geotheweg In Torfhaus finden sie einen, oder gar mehrere geräumige Parkplätze, von dennen aus sie rasch in den Wald und hinauf zum Brocken verschwinden können. Dieses ist der längste Weg, aber dafür auch der sehenswerteste. Er führt zu beginn durch das Hochmoor von Torfhaus. Wenn sie sich bei Schierke und Ilsenburg noch keine nassen Füße geholt haben, hier gelingt es ihnen spätestens. Aber keine Angst, die Wege sind allesamt gut Ausgebaut und zu moorige Passagen mit Brücken und Stegen versehen. Wenn sie das Moor passiert haben wird es richtig nass im Oberharzer Wasserregal. Teil des bedeutensten Beispiels für vorindustrielle Wasserkraftnutzung der Welt. Hiermit wurde fast der gesamte Oberharzer Bergbau mit Energie versorgt. Weite Netzte aus Gräben und Stauseen, sowie Wasserräder umspannten und umspannen teilweise noch heute die Berge und Hügel des Harzes. Aber so interessant das auch sein mag, der Gipfel wartet. Sobald sie am Bodesprung angekommen sind wird es auch etwas trockener. An diesem Flecken Erde entspringt die Bode, einer der größeren Flüsse des Harzes, zumindest solange, bis er in der Saale verschwindet. Kenner unter ihnen wissen sicherlich, dass dies nur eine von zwei Bodequellen ist, die der kalten Bode, um genau zu sein. Die warme Bode entspringt etwas weiter südlich im Bodebruch. Nun löst sich der Weg endlich vom Wasser und gelangt vorbei an einem stillgelegten Bahnhof, der Hirschheinerkurve, zum Gleis der Brockenbahn. Diesem folgt er bis zum Gipfel. Lauschen sie auf die Dampflock, nicht, dass ihnen etwas geschieht oder sie gar ein schönes Fotomotiv verpassen. Trotz seiner länge ist dies sicher einer der schöneren Wanderwege des Brockens. Das Moor und der Part entlang der Bahnschienen verspricht mit den bessten Blick auf die Flora des Brockens. Das Wasserregal bietet nicht nur Bergbauversierten, sondern auch historisch Interessierten viel Material ihren Wissenshunger zu stillen. Und diejenigen, für die das alles nichts war, können sich zumindestens rühmen in den vermuteten Fußstapfen Geothes gewandelt zu sein.

1.3) Endlich Oben!

Nun sind wir also am Dach der Welt angelangt. Nunja, am Minidach. Doch keine falsche Bescheidenheit! Höher kommt man in ganz Norddeutschland nirgendwo! Was wollen wir nun also aber hier oben? Wieder runter natürlich! Aber noch nicht sofort. Auch hier oben gibt es noch das ein oder andere zu sehen. Zum Beispiel den guten alten Funkturm, der zu Zeiten der Teilung so vielen Ost-Familien West-Fernsehen bescherte und das obwohl er ein Ost-Turm war. Vermutlich bescherte er auch einigen West-Familien Ost-Fernsehn, aber wer schaute das schon. Gleich daneben steht freilich noch die gute alte Stasi-Anlage mitsamt der Abhöranlage in der Kuppel. Heute natürlich und glücklicher Weise mit wesentlich weniger Sta. und um längen weniger Si., dafür mit mehr Brocken, Haus und Museum. Die alten Anlagen können teilweise besichtigt werden und darüber hinaus finden sich im Brockenhaus neben Informationen über den Brocken und seine Geschichte auch noch Restaurants und sogar ein Hotel. Wo müde Wandersfüße wieder munter werden können. Zusätzlich gibt es auch den Brockengarten, eine kleine botanische Sammlung der brockentypischsten Pflanzen und noch einiger mehr aus anderen Hochgebirgsregionen <- stimmt nicht. sind alles Brocken bzw. Hochharzpflanzen Zuletzt gibt es noch eine Große Windrose und den atemberaubenden Ausblick in aller Herren Lande rund umher. Vorrausgesetzt, sie haben einen guten Tag ausgewählt. Auch wenn dies vielleicht etwas zu spät erwähnt sein könnte, möchte ich anmerken, dass das Wetter des Brockens nur als launisch bezeichnet werden kann. Hohe Windgeschwindigkeiten sind nicht selten und tiefhängende Wolken überziehen den gesamten Gipfel zu gerne mit dichtem Nebel. Daher ist ein milder und sonniger Tag sehr für den Aufstieg zu Empfehlen. Aber für den Fall, dass sie sich unsicher sein sollten, gibt es eigens für den Brocken eine Wetterstation nebst online Wetterauskunft und Brockencam.

 

 

Hochmoor an der Bahnlinie

1.4) Sagenhaft!

War es das? Nun, mehr zu sehen gibt es wohl kaum dort oben, aber mehr zu erfahren. Um den Brocken ranken sich etliche Geschichten und Legenden. Verschiedenste Dichter und Schreiber aus verschiedensten Zeitaltern hatten viel Zeit damit zugebracht, auf, um und über den Brocken zu schreiben. Geothe war nur der bekannteste von ihnen. Weithin gilt der Brocken als bedeutenster Treffpunkt von Hexen und noch älteren Geisterwesen besonders in der Walpurgisnacht, doch auch in vielen anderen Nächten und Abenden im Jahr. Wie es dazu kam ist wohl durch die ganz speziele Stimmung zu erklären, die dem Brocken eigen ist. Immerhin herrscht die meiste Zeit des Jahres auf seinem Gipfel dicker Nebel, der für die kuriosesten Erlebnise und Erscheinungen verantwortlich ist. Wer weiß, vielleicht begegnen sie auf ihrer Reise ja dem Brockengespenst. Grüßen sie es doch dann recht lieb von uns. Damit wollen wir sie nun aber in einen schönen Ausflug entlassen und hoffen diese kleine Abhandlung war gleichermaßen aufschlussreich wie hilfreich für sie. Frohes Wandern und immer auf die eigenen Füße achten, sonst weiß man nie wohin sie einen tragen.